Geschichte

Vereinsgründung

Die Idee, eine Art Zusammenschluß für Visualisten und Videokunstinteressierte zu schaffen, gab es bereits Mitte 2005. Damals tat VJ Leinwandler den ersten Schritt und rief auf kunstundforum.de den ersten „VJ Stammtisch“ aus. Diese Idee wurde schnell von vielen anderen für gut befunden und Leinwandler organisierte einen Termin im RAW Tempel, bei dem dann auch eine Handvoll VJs erschienen und sich mit Bier in der Hand um einen Tisch voller Kabel und Videotechnik gesellten und ins Gespräch kamen. Ideen und Fachsimpeleien wurden ausgetauscht und man zeigte sich gegenseitig die mitgebrachte Hard- und Software. Das zweite Treffen dieser Art fand ein paar Wochen später im GMT in der Warschauer Straße statt.

Im September 2005 wurde die Community von einem Event aufgeschreckt. In diversen VJ Foren wurde das „Inframe International VJ Battle“ angekündigt, ein Kräftemessen verschiedener Visualisten, die sich mit eigenen Mitschnitten dort für eine Wettkampfteilnahme bewerben sollten. Die Bewertungsform machte einen unfairen Eindruck und die ganze Veranstaltung trug eher kommerzielle und fachlich inkompetente Züge. Bei Kunst und Forum entstanden Diskussionen, ob man sich bei dem Inframe Battle nun bewerben solle, oder es eher boykottieren wolle. Die Boykott-Idee fand Anklang im Forum und spontan wurde eine Guerilla Open Air Aktion am Kino Babylon gestartet um die Inframe Akteure etwas zu ärgern. Aus einer spontanten Idee entstand so der „Bermudavisualisten“ Event

VJ Stammtische

Der gemeinsame Aktionismus und die positiven Erfahrungen der ersten beiden VJ Stammtische führten letztendlich zu der Idee, einen Videokunstverein für Berlin zu gründen.

RAW – Der erste VJ Stammtisch fand im Mitte 2005 im RAW statt. Damals gab es den Verein noch lange nicht. Dort wurden erste Kontakte geknüpft und die Teilnehmer begannen, sich für einander zu Interessieren. Jedoch waren die ersten Annäherungsversuche etwas schüchtern und man wusste nicht so richtig was das ganze solle. GMT1 – Einige Wochen später gab es den zweite Stammtisch im GMT. Dort wurde viel mehr kommuniziert. Man zeigte sich gegenseitig Soft- und Hardware und verlor sich in interessanten Fachsimpeleien.

GMT2 – Nach der erfolgreichen „Bermudavisualisten“ Veranstaltung fand im Dezember 2005 wieder ein VJ Stammtisch statt, bei dem wir offen in die Runde fragten, ob man nicht einen Verein zur Förderung von Videokunst gründen solle. Viele Meinungen wurden eingeholt und es wurde darüber diskutiert. Anschließend gab es eine öffentliche Party mit VJ-Jams. Damals hatten wird sogar Fragebögen verteilt, um zu erfahren was jeder sich denn so ungefähr von einem Videokunstverein wünschen würde. Diese wurden ausgewertet und glücklicherweise fand die Idee reges Interesse.

Über kunstundforum.de haben wir dann alle rege darüber diskutiert, wie man einen solchen Verein denn nennen könnte und als wir nach wochenlagen Diskussionen endlich einen Namen gefunden hatten, wagten wir den Versuch, sieben Gründungsmitglieder zu finden und eine erste Satzung zu entwerfen und uns erstmals in die langsamen Mühlen der berliner Bürokratie zu begeben.
Weitere VJ Stammtische als Veranstaltungen des Visual Berlin e.V.

Zentrale Randlage – Die Idee, den bestehenden VJ Stammtisch mit einer anschließenden Partyveranstaltung zu erweitern, wurde von nun an weiter verfolgt und in der Zentralen Randlage weiter erprobt.

K44 – Bald kam die Idee auf, auch Workshops oder Kurzfilme im Rahmen der VJ Stammtische zu veranstalten. Im K44 am Potsdamer Platz wurden vor der Party zwei Kurzfilme des New Yorker „Glass Bead“ Kollektivs gezeigt und anschließend zu Funk- und Elektromusik gefeiert. Die ersten Workshops (MIDI/OSC, Ableton Live/Reaktor + Resolume) gab es dann beim darauf folgenden Stammtisch in der Möbelfabrik (ZMF1).

Die Stammtische waren gedacht um die Zusammenarbeit und den Austausch der Mitglieder in die Öffentlichkeit zu tragen und einen Anknüpfungspunkt für Interessierte und potentielle Neumitglieder zu schaffen. Der anfägliche Entuhsiasmus führte über die Zeit der Vereinsgründung zu einer Anzahl Veranstaltungen von unterschiedlicher Intensität und Charakter.

Vereinsabende

Die Vereinsabende im Karakusch haben sich im letzten Jahr zu dem entscheidenden Treffpunkt unserer Mitglieder herauskristallisiert. Am Anfang fanden sie in unregelmäßigen Abständen in der C-Base statt, was sich vor allem aus Lärmgründen als unpraktisch herausstellte, obwohl die Nähe zu den Nerds und ihren Veranstaltungen die eine oder andere gute Möglichkeit darbot.
Nachdem Herr Baykal sein Ladengeschäft in der Friedelstraße freundlicherweise für Vereinsveranstaltungen angeboten hat sind wir nach einem RenoHilfeEinsatz dann dorthin umgezogen.

Ende 2007 hat sich dann auch ein regelmäßiger Kern gebildet der den ungezwungenen Ausstausch pflegte und sich Gedanken über die weitere Inhaltliche Ausgestaltung machte. Mit einer kleinen Reihe von Präsentationen, Filmabenden (Max Headroom, „Gonzo“ Hunter S. Thompson) und Workshops wurde ein Anfang gemacht (Max/Jitter, Bill Etra, Internet publishing für visualisten).

Unser Vereinsheim wurde ja auch durch den Barbetrieb während der „48-Stunden Neukölln“ gut besucht und scheint auch bei sonstigen Vereinsveranstaltungen, wie der „Control Nature“ Performance von Macro !S.A.D! etwas Publikum gezogen zu haben. Es ist schön zu sehen, dass die Vereinsabende nicht nur vereinsintern immer beliebter werden, sondern auch von Aussenstehenden als spannend angesehen werden.

Festivals

AV-Node at 22C3
Zusammen mit den Kulturtaikonauten aus Kleinmachnow wurde eine Teilnahme beim 22. Chaos Communication Congress geplant und realisiert. In der Arts & Beauty Area im BCC trafen sich VJs, DJs und Musiker aus dem Dunstkreis der Berliner VJ Community um kunstundforum.de bzw. MoGreens und den Kulturtaikonauten. Das Abendprogramm wurde musikalisch und visuell bereichert und das Highlight war die Abschlussveranstaltung in der c-Base. Die positiven Erfahrungen und das extrem inspirierende Nerd-Publikum waren unter anderem Gründe dafür, die AVIT>C23 Veranstaltung zusammen mit dem CCCongress zu veranstalten.

Freaks Friends and Players
Wärend der vergangenen VJ Stammtische wurde oft überlegt, wie man die gemeinsamen VJ-Jam-Sessions verbessern könnte, um zu vermeiden, dass auf den Leinwänden nur noch konzeptloses, buntes Geflacker ankommt. Es entstand die Idee, einen „Dirigenten“ einzusetzen – einen beteiligten VJ, abwechselnd mit den anderen, der aus den verschiedenen Videosignalen der beteiligten VJs nach eigenen künstlerischen Gesichtspunkten beliebige kombiniert und dann über den Projektor schickt. Dieses Prinzip konnten wir erstmals beim Freaks, Friends And Players Medienkunstfestival in Bremen im März 2006 ausprobieren. Es hat super funktioniert und auch großen Spaß gemacht.

DMY2007
Ende März 2007 trat VJ und Veranstalter Jörg Suermann auf VisualBerlin zu und bat um Mithilfe, die von ihm organisierte Designmai Youngsters Ausstellung audiovisuell mitzuplanen und zu gestalten. VisualBerlin leistete technischen Support für Künstler und Veranstalter und präsentierte sich mit Installationen, wie dem Video-Cube von Lucas B, einer Videowand von Carschti, Live-Vjing diverser Mitglieder, Überwachungskamerainstallationen von =ff=/Jörg und SF United, dem Indian-Loop-Player und tägliche Podcasts von Christoph und Hilmis Green-Screen-Experimenten.

Chaos Communication Camp
Durch die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem CCC in den letzten Jahren kamen die Veranstalter des CCCamp in Finowfurt auf den Visualberlin e.V. zu und fragten ob wir uns nicht wieder um einen teil des visuellen Entertainments kümmern wollen. Carschti nahm sich der Herausforderung an und bereitete in Zusammenarbeit mit Rampazzo die Veranstaltung vor. Das Interesse der Mitglieder eine Woche Urlaub auf dem Flughafen zu machen hielt sich aber leider in Grenzen. Somit verbrachten Grisu von den Kulturtaikonauten und ich den Großteil des Tages mit repräsentieren und Videoberichterstattung vor unserem Zelt neben dem HackHangar und Carschti und Rampazzo spielten mit ihren 70 Kilo Lichtgeschützen. Auf dem Weg zur Ostsee verstärkte noch der Visualist Boettcher das Team.

Die Zukunft

Die Tatsache, dass wir einen stetig wachsenden Mitgliederanteil an Leuten bekommen, die eher aus dem Film- und Videobereich kommen und eher weniger mit „VJing“ zu tun haben, ist extrem spannend, da sich hier viele neue Möglichkeiten ergeben. VisualBerlin hatte von Anfang an den Anspruch, die Videokunst als Ganzes zu fördern und mit allen ihren Formen zu spielen und zu experimentieren. Es wäre schön, auch jenseits der in unserem Verein dominanten VJ-Kunst vielleicht ein paar Film und Videoprojekte entstehen zu lassen.

Berlin den 6. März 2008

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