ISAM – Amon Tobin

Es ist ja insgesamt schon erstaunlich das ich mich noch sehr genau an meinen ersten Abend mit Amon Tobin erinnern kann. Plötzlich rutscht einem ein Kilo Unbehagen über den Rücken, während man in fAlks Agentenbungalow in KLM an einem Uniprojekt klickt. Seit dem hat mich die Intensität die Tobins Musik innewohnt immer wieder begleitet und ich war spontan von der Idee angetan dem Live Auftritt im Astra hier in Berlin beizuwohnen, als ich den Namen in der Straße sah. Ein paar zufällige Begegnungen und ein Youtube Video später stand ich dann gestern auch tatsächlich im Garten des Astra und die Vorfreude kraulte meinen Nacken.

Das Setup war denkbar einfach ein massiver Barcobeamer quer durch den Raum auf eine Konstruktion aus weißen Würfeln. in der Mitte ein großer Würfel, der von Innen beleuchtet werden konnte und somit den Arbeitsplatz des Künstlers enthüllte. Laut dem Video kam TouchDesigner für die Zuspielung zum Einsatz. Ein bisschen Schade war das der Locationscout offensichtlich nicht genau gemessen hat und das Bühnenbild nicht vollständig vom Projektor beleuchtet werden konnte.

Dann ging sie los die Reise jeder Song baute sich seine kleine Welt, Rauchschwaden füllen die Struktur auf Bassschläge, Roboterartige Maschinenwesen kon- und dekonstruieren sich, Gitterstrukturen bauen sich auf, lösen sich vom Grid und fangen sich wieder, futuristsche Stadtlandschaften füllen die Bühne, der Korpus glüht von innen heraus und Weltall und Sterne und immer wieder Weltall und Sterne. Jedes Kapitel die Landung auf einem Planeten und das Kapitelende oft die Struktur als Raumschiff das in die Weite entschwebt. Insgesamt eine State of the Art Mapping Projektion, die Verbindung zwischen Audio und Video funktioniert über weite Strecken sehr gut und einige Ideen mit dem Raum als Screen umzugehen waren durchaus erquicklich. Auf alle Fälle wusste das Publikum die Liebe zur Performance zu schätzen und begleitete so einige Szenen mit enthusiastischen Uhs und Ahs, am Ende der Applaus gab den Künstlern auch artig und ausreichend Nahrung.

Wenn ich für mich also einen durchaus positiven und unterhaltsamen Abend ins Tagebuch schreibe, bleiben ein paar Punkte festzuhalten, die meiner Ansicht nach noch Luft nach oben lassen. Ich weiß nicht genau was es war, aber im mittleren Teil der Veranstaltung schlich sich bei mir so ein bisschen Langeweile ein und ich denke das es vor allem daran lag, daß sie trotz eines raumgreifenden Bühnenbildes zu wenig mit dem Raum gespielt haben, und so blieb häufig der Eindruck das doch noch auf einen Screen projeziert wurde, nur einen mit Falten halt. Das ist wirklich Schade weil man gerade die Idee mit den Welten noch viel abwechslungsreicher hätte gestalten könne, wenn etwas passierte passierte es überall. Die benutzten Bildern waren meinem Geschmack nach auch oft zu komplex, ich bin davon überzeugt, daß man bei einer komplexen Projektionsoberfläche mit einfachen Bildern ebenso oder besser Intensität erzeugen kann und hier eher Intensität verspielt hat.

Die Reise mit den Visuals geht auf alle Fälle weiter und ich denke man muß Amon Tobin und seinem Team auf alle Fälle danken das sie ihrer Öffentlichkeit ein wenig mehr zumuten als andere und somit der Kunstform wieder ein wenig mehr Aufmerksamkeit geschenkt haben. Brüssel, Paris, Amsterdam und London stehen noch auf der Liste und wer die Möglichkeit hat sollte schauen gehen.